Vor kurzem hatte ich gefragt, welche Themen für einen Blogbeitrag interessant sein könnten. Viele haben sich gewünscht etwas über unsere Regeln und Routinen Zuhause zu erfahren. Da stellte sich mir erst einmal die Frage: Welche Regeln haben wir denn überhaupt? Gibt es eine Routine in unserem Alltag? Und plötzlich begann ich mal genau reflektieren, wo wir überall Regeln aufgestellt haben und wo wir Dinge vielleicht immer in der gleichen Reihenfolge machen. Vieles ist mir vorher so gar nicht aufgefallen aber am Ende sind mir doch einige Sachen aufgefallen, die irgendwie unseren Alltag bestimmen. In diesem ersten Teil möchte ich euch ein par Übungen vorstellen, die euch helfen, euren Alltag entspannter zu gestalten.
Das Wichtigste zuerst: Ruhe lernen
Mit Nala und Kurt habe ich mir zwei Hunde ins Haus geholt, die als Welpen am liebsten den ganzen Tag wie ein Wirbelwind durch die Wohnung gefegt wären. Besonders Kurt hat uns ordentlich auf Trab gehalten und wollte in den ersten Wochen von sich aus überhaupt keine Pausen machen. Das Erste was meine Hunde lernen, wenn sie zu mir kommen ist es zu entspannen. Zu diesem Zweck haben meine Welpen alle eine Hundebox in der Wohnung, in der sie die Nacht verbringen und auch tagsüber immer wieder das Entspannen lernen. In dem begrenzten Raum der Box kommen die meisten Welpen nach einiger Zeit von alleine zur Ruhe, denn grade junge Hunde merken ihre Müdigkeit häufig erst, wenn sie keine Möglichkeit mehr haben zu toben. Nala hat die Box von Beginn an wie selbstverständlich angenommen, bei Kurt brauchten wir ein wenig Geduld bis er aufgehört hat zu protestieren. Damit Kurt die Box nicht negativ verknüpft (schließlich wird er aus einem lustigen Spiel geholt und in einen kleinen „Käfig“ gesperrt), haben wir ihn von Anfang an in der Box gefüttert und trainiert, dass er auch auf Kommando hinein geht. Dazu habe ich einfach ein par Leckerlie in die Box geworfen, ihn festgehalten und auf das Kommando „Box“ durfte er hinein und sich sein Futter suchen.
Welpen fangen schnell an zu überdrehen und wie verrückt und unkontrolliert durch die Wohnung zu Toben. Meistens ist das ein Zeichen dafür, dass sie einfach verdammt müde sind, denn wie bei uns Menschen kommt nach müde meistens hyperaktiv. Bei vielen Welpen muss man dann eingreifen, da sie nicht mehr selbst zur Ruhe kommen. Das ist der Moment wo die Box wirklich hilfreich ist.
Bei Kurt, der wirklich extrem hyperaktiv war, mussten wir außerdem jegliches Spielzeug in Schubladen verstauen und in der Wohnung möglichst auf aktive Tricks und Spielen verzichten, damit er Ruhe lernen konnte. Er hat uns ganz schön viele Nerven gekostet, aber inzwischen ist er Zuhause ziemlich entspannt und verschläft den halben Tag. Irgendwann werden sie auch einfach ein bisschen erwachsen.
Ein Standardproblem: Bellen an der Haustür
Ein Problem, dass viele Hundehalter vor Probleme stellt, ist das Bellen an der Haustür, insbesondere wenn es klingelt. Die Frage die wir uns hier stellen müssen ist zunächst einmal warum unser Hund das überhaupt tut? Hunde lernen hauptsächlich über die sogenannte Konditionierung. Kurz gesagt bedeutet das, dass sie zwei verschiedene Reize miteinander in Verbindung bringen. In Bezug auf die Haustür lernen Hunde sehr schnell, dass in der Wohnung der Spaß beginnt, sobald das Geräusch der Türklingel ertönt. Wir springen aus jeder erdenklichen Situation sofort auf und laufen zur Tür und da passiert nicht selten etwas ziemlich spannenden: Besuch kommt vorbei. Desto öfter der Hund das Geräusch der Türklingel nun mit der Aufregung im Haus verbindet, desto aufgeregter wird auch der Hund, wenn er die Klingel hört und das äußert sich bei vielen Hunden mit Bellen.
Was können wir nun dagegen tun? Wir können zunächst einmal die Konditionierung von Geräusch und Aktion versuchen zu verhindern. Bei Nala war das bei mir der Fall: Wir haben damals im 4. Stock gewohnt und so hat es immer einige Zeit gedauert, bis auf das Klingeln jemand an der Tür stand. Zwar bin ich beim Klingeln aufgestanden, jedoch bin ich danach meistens nochmal kurz zurück ins Wohnzimmer, bis dann irgendwann mal jemand oben war. Hinzu kam, dass die Post klingeln musste, um an die Briefkästen im Erdgeschoss zu kommen. Es kam also regelmäßig vor, dass es klingelte und einfach gar nichts passierte. Nala hat also die Klingel nicht großartig mit Aufregung verbunden. Das könnt ihr euch natürlich auch zu Nutzen machen. Lasst doch einfach immer mal wieder die Klingel läuten ohne dass irgendetwas passiert.
Wenn eure Hunde bereits auf die Türklingel konditioniert sind, könnt ihr diese Konditionierung lösen und das Geräusch neu konditionieren. Dazu könnt ihr zum einen ebenfalls die Taktik anwenden, immer wieder das Geräusch abzuspielen ohne dass etwas passiert, ihr könnt das Geräusch aber auch als Kommando nutzen und eurem Hund beibringen auf das Geräusch der Klingel z.B. in sein Körbchen zu gehen. Dazu würde ich das Klingelgeräusch z.B. auf dem Handy aufnehmen, damit ihr nicht immer jemanden an der Haustür braucht, der die Klingel betätigt. Nehmt euch nun ein paar Leckerlies und werft diese in das Körbchen eures Hundes, geht er hinein bekommt er im Körbchen ein, zwei oder auch mal drei weitere Leckerlie bis ihr euer Auflösekommando „ok“ sagt. Nun darf der Hund das Körbchen wieder verlassen. Trainiert dies so lange, bis der Hund einige Zeit im Körbchen bleiben kann und auf euer „Ok“ wartet. Nun fangen wir langsam an die Aktion mit dem Geräusch der Klingel zu verbinden. Spielt das Geräusch am Anfang sehr leise ab, viele Hunde reagieren dann noch nicht so stark auf das Geräusch, denn wir wollen ja nicht, dass der Hund die Trainingssituation verlässt und zur Haustür rennt (hier ist es natürlich von Vorteil, wenn ihr vorher bereits das Training gestartet habt die Klingel immer wieder zu betätigen, ohne dass etwas passiert). Ihr spielt das Geräusch nun immer in dem Moment ab, in dem euer Hund ins Körbchen geht, sodass er dieses Verhalten mit dem Geräusch verbindet. Belohnt nun auch in kurzen Abständen wieder im Körbchen, bevor er auf „ok“ dieses wieder verlassen darf. Nun könnt ihr mit der Zeit die Lautstärke erhöhen und auch die Zeit steigern, die euer Hund im Körbchen warten muss.
Ich habe euch dazu mal ein kleines Video gedreht Im Video nutze ich das Kommando „Körbchen“, ihr könnt stattdessen natürlich das Geräusch der Klingel verwenden.
Da wir ja nicht über die Wochen, in der wir dies trainieren komplett auf Besuch verzichten wollen, solltet ihr zumindest versuchen die Situationen in denen es klingelt möglichst entspannt zu gestalten. Sprintet nicht sofort zur Tür, sondern wartet einen Moment, geht dann ruhig zur Haustür und bittet vor allem euren Besuch den Hund möglichst erst einmal zu ignorieren, auch wenn das vielen schwer fällt.
Nimm dich zurück
Eine klare Regel, die bei uns Zuhause herrscht ist, dass Futter nur gefressen wird, wenn ich es erlaube. Das hat zwei Gründe: Zum einen finde ich es unheimlich anstrengend, wenn zwei verrückte Hunde sich auf mich stürzen und die Näpfe leeren, bevor ich sie überhaupt abgestellt habe, zum anderen möchte ich meine Hunde davor schützen, alles zu fressen was auf den Boden fällt, denn da erwischen sie sonst schnell mal Dinge die ihnen nicht bekommen, wie beispielsweise Tabletten. Ich trainiere hier bereits mit meinem Welpen, dass er Futter nur bekommt, wenn er es ignoriert. Das Training hierzu ist wirklich simpel, man benötigt lediglich ein wenig Geduld. Ich setze mich mit dem Futternapf zu meinem Hund und stelle ihn auf den Boden, sobald mein Hund von sich aus entscheidet zu fressen, sich also mit der Schnauze Richtung Napf bewegt, hebe ich diesen wieder hoch, sodass mein Hund keine Möglichkeit mehr hat an den Napf zu kommen. Bewegt er sich nun wieder leicht weg vom Napf bewege ich diesen wieder in Richtung Hund. Dieser wird nun in der Regel wieder versuchen an das Futter zu kommen, sodass ich den Napf sofort wieder aus Reichweite bringe. Dieses Spiel muss man meistens ein paar Mal spielen, aber die meisten Hunde verstehen sehr schnell, dass sie so nicht weiterkommen. Sobald ich den Napf auf den Boden stellen kann, ohne dass der Hund sich direkt darauf stürzt sage ich „ok“ und mein Hund darf fressen. Hat der Hund verstanden, dass er den Napf in Ruhe lassen muss, bis dieser auf dem Boden steht, kann ich nun auch beginnen die Zeit bis zum „ok“ zu steigern. Das bedeutet, dass der Napf nun auf dem Boden steht und der Hund trotzdem noch nicht fressen darf. Versucht er wieder von sich aus an das Futter zu gehen, hebe ich das Futter wieder außer Reichweite.