In der letz­ten Zeit fällt mir sowohl im Agility, als auch in der all­täg­li­chen Erziehung häu­fi­ger auf, wie oft wir unse­re eige­nen Fehler unse­ren Hunden zuschrei­ben. Es sind Sätze wie „Das war jetzt aber frech“, „Das war ziem­lich dumm“, „Das kann sie jetzt aber mal machen“ oder „Der hat ein­fach kei­ne Lust dazu“. Ich selbst kann mich hier nicht raus neh­men, ich glau­be ich habe jeden die­ser Sätze selbst schon ein­mal gesagt und vor allem auch geglaubt. In letz­ter Zeit den­ke ich viel häu­fi­ger dar­über nach, war­um mei­ne Hunde oder die Hunde in mei­nem Training eigent­lich reagie­ren wie sie reagie­ren. Sind sie wirk­lich dumm, frech, faul oder haben kei­ne Lust oder steckt etwas ande­res dahin­ter? Hier kann ich schon ein­mal ver­ra­ten, dass es häu­fig etwas ande­res ist. Natürlich tes­ten unse­re Hunde mal ihre Grenzen und genau wie wir haben sie auch mal einen schlech­ten Tag, aber wenn wir unser Training und unser Handeln immer wie­der reflek­tie­ren und anpas­sen, kön­nen wir auch aus einem schlech­ten Tag ein gutes Training machen.

Mit Kurt hat­te ich gro­ße Ziele und Träume und dach­te, dass ich nach Nala nun das nöti­ge Wissen hät­te, um mei­nen Border Collie ganz nach mei­nen Wünschen aus­zu­bil­den. Schnell muss­te ich fest­stel­len, dass die­ser Gedanke naiv und auch ziem­lich über­heb­lich war: Ich wuss­te eigent­lich noch gar nichts. In vie­len Bereichen kam ich mit Kurt bald an mei­ne Grenzen und ver­zwei­fel­te an ihm. Vieles, was ich mir erhofft hat­te klapp­te ein­fach nicht und anfangs schob ich die Schuld immer wie­der auf Kurt. Er war zu über­dreht, zu unkon­zen­triert, pass­te nicht auf oder ver­stand ein­fach nicht was ich woll­te. Letztendlich stell­te ich dann aber fest, dass ich selbst ein­fach zu über­dreht, zu unkon­zen­triert oder viel zu unge­nau in mei­ner Körpersprache war – natür­lich ver­stand er nicht was ich woll­te, weil ich mich nicht rich­tig aus­drück­te. Mehr und mehr fing ich an, jede Bewegung und jedes Wort von mir zu reflek­tie­ren und zu ver­ste­hen, wie es bei ihm ankommt. Kurt ist viel sen­si­bler, als ich es ihm anfangs zuge­traut hät­te (und ver­zeiht deut­lich weni­ger Fehler als Nala) und gra­de im Agility reicht oft schon eine klei­ne fal­sche Bewegung aus, um ihn zu ver­un­si­chern. Wir müs­sen uns hier noch auf eine gemein­sa­me Sprache eini­gen, aber lang­sam fan­gen wir an, die Vokabeln des ande­ren zu ler­nen.

Auch in mei­nem Training beob­ach­te ich, sowohl im Agility, als auch in mei­nem Welpentraining, häu­fig, dass vie­le Fehler aus man­geln­der Verständigung resul­tie­ren und nicht aus einem Fehlverhalten des Hundes. Wenn ich mei­nen Hund immer so beloh­ne, dass er sich auf die Hinterbeine stel­len muss, um an das Leckerlie zu kom­men, so muss ich mich nicht wun­dern, dass mein Hund sich das Hochspringen ange­wöhnt. Im Agility ent­ste­hen Verweigerungen meis­tens durch schlech­te Körpersprache oder auch durch zu viel Druck. Manchmal sind es wirk­lich nur Kleinigkeiten, die beim Hund eine völ­lig ande­re Reaktion als erwar­tet aus­lö­sen, meis­tens han­delt es sich aber schlicht und ergrei­fend um feh­len­de Routine und zu hohe Erwartungen auf Seiten des Menschen. Quasi jede Woche erle­be ich, dass die stol­zen Hundeeltern zei­gen möch­ten, was ihr neu­es Familienmitglied schon alles kann. Das geht lei­der meis­tens nach hin­ten los, denn nur weil ein Hund das Sitz zu Hause beherrscht, heißt es noch lan­ge nicht, dass er es auch auf dem Hundeplatz unter extre­mer Ablenkung abru­fen kann. Hier ent­ste­hen meis­tens Frust und Enttäuschung und nicht sel­ten wird der Hund dafür ver­ant­wort­lich gemacht, dass es jetzt gra­de nicht geklappt hat.

Es gibt vie­le ver­schie­de­ne Faktoren, die zu Fehlern füh­ren kön­nen. Sei es feh­len­de Routine, fal­sche Körpersprache, schlech­tes Timing, Ungeduld und fal­scher Ehrgeiz, zu viel Ablenkung oder auch die Tatsache, dass ich das Verhalten mei­nes Hundes gera­de völ­lig falsch inter­pre­tie­re. Es ist nicht immer ein­fach her­aus­zu­fin­den, wes­halb etwas gra­de nicht klappt, aber genau das macht für mich auch den Reiz im Hundetraining aus. Zu sagen “Das geht jetzt nicht weil mein Hund das nicht kann/nicht versteht/nicht will” ist ein­fach, aber sich selbst und sein Verhalten zu reflek­tie­ren und etwas zu ändern erfor­dert Arbeit und auch ein wenig Mut. Für mich als Trainer ist es genau das, was mir am meis­ten Spaß macht. Gemeinsam mit den Teams her­aus­zu­fin­den, war­um etwas nicht funk­tio­niert und was wir ändern kön­nen, damit es beim nächs­ten Mal bes­ser klappt. Oft muss man dafür im Training noch­mal Schritte zurück gehen, neue Dinge aus­pro­bie­ren und viel­leicht noch ein­mal etwas falsch machen, aber alles ist bes­ser als in alten Mustern zu ver­har­ren und mehr und mehr Frust auf­zu­bau­en. Wenn also beim nächs­ten Mal etwas nicht klappt, führt euch die Situation noch ein­mal genau vor Augen und über­legt schritt­wei­se, wo sich der Fehler ver­ste­cken könn­te. Mir hilft es auch immer, mich ein­fach mal fil­men zu las­sen. Meistens nimmt man sich, die eige­ne Körpersprache und das Timing völ­lig anders wahr, als es in Wirklichkeit der Fall ist. Nur wenn wir immer wie­der reflek­tie­ren, wie Fehler pas­sie­ren konn­ten, kön­nen wir auf lan­ge Sicht etwas dar­an ändern und dazu bei­tra­gen, dass unse­re Hunde uns wirk­lich ver­ste­hen kön­nen.

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