Ganz oft hört man den Spruch “die letz­te Quali ist die schwers­te”, aber war­um ist das eigent­lich so? Grund dafür ist vor allem unser größ­ter Feind, näm­lich die Nervosität. Ich selbst hat­te und habe noch immer sehr mit die­sem Problem zu kämp­fen. Ich habe lan­ge gehofft, dass es sich schon irgend­wann von allei­ne legt, aber das hat es nicht. Also habe ich ange­fan­gen mich mehr mit die­sem Thema zu beschäf­ti­gen, habe Artikel von Mentaltrainern gele­sen und mit ande­ren Sportlern gespro­chen, habe mir die erfolg­rei­chen Läufer ange­schaut und mich gefragt was sie viel­leicht anders machen und nach und nach habe ich für mich ein Konzept ent­wi­ckelt, mit dem ich mei­ne Nervosität inzwi­schen deut­lich bes­ser im Griff habe. Einige Tipps möch­te ich dir hier ein­mal mit auf den Weg geben, viel­leicht kann der ein oder ande­re dir ja auch wei­ter­hel­fen.

Think posi­ti­ve!

Ja das ist ein­fa­cher gesagt als getan, aber du wirst sehen, dass es schon viel bes­ser klappt wenn du dich auf das fokus­siert was du und dein Hund könnt und nicht auf das was nicht so gut klappt. Denke schon bei der Parcoursbegehung nicht so viel dar­an, was viel­leicht nicht funk­tio­nie­ren könn­te und lau­fe nicht zu viel auf Sicherheit. Sage dir ein­fach direkt “wir kön­nen das”. Die Zweifel die du bei der Begehung hast wer­den auch im Parcours wie­der auf­tau­chen, du wirst zögern, dein Hund wird es bemer­ken und plötz­lich klappt gar nichts mehr. Wenn du aber schon bei der Begehung auch schwe­re Stellen mit Selbstbewusstsein angehst, wird es auch bei dei­nem Lauf viel schnel­ler klap­pen. Hierzu gehört auch mein liebs­ter Spruch “ein­fach ren­nen, nicht den­ken”. Sobald du im Parcours anfängst über Dinge nach­zu­den­ken, wirst du zögern und schon ist der Fehler pas­siert. Die meis­ten Fehler bei Kurt pas­sie­ren aktu­ell, weil ich ihm Dinge nicht zutraue, irgend­wie auf Sicherheit füh­re und ihn damit ver­un­si­cher. Habe ein­fach Vertrauen in dei­nen Hund und wenn der schwe­re Slalomeingang oder ein Wechsel trotz­dem nicht klap­pen, dann weißt du was ihr Zuhause nach­trai­nie­ren müsst.

Lasse auch vor dei­nem Lauf kei­ne Zweifel zu. Sage dir immer wie­der, dass ihr das Ding jetzt nach Hause lauft, dass das euer Parcours ist und ihr als Team funk­tio­niert. Das funk­tio­niert nicht von heu­te auf mor­gen aber gewöh­ne dir z.B. an vor jedem Lauf zu dei­nem Hund zu sagen “wir kön­nen das!”, womit wir auch schon beim nächs­ten Punkt wären:

Die Startroutine

Gewöhne dir vor dem Start eine Routine an, die dir und dei­nem Hund gut tut. Dazu gehört auf jeden Fall ein klei­nes Warm-Up für euch bei­de, aber auch die Sekunden vor dem Start soll­ten zu einer Routine wer­den. Bei Nala sieht unse­re Routine so aus, dass wir zuerst eini­ge Minuten gemein­sam Laufen gehen um warm zu wer­den. Anschließend mache ich eini­ge Dehnübungen und Tricks um sie wei­ter auf­zu­wär­men und das Körpergefühl zu för­dern. Greif hier auf Tricks zurück, die euer Hund liebt und die ihn in den Arbeitsmodus brin­gen. Bei Nala ist das bei­spiels­wei­se Slalom durch die Beine, links und rechts dre­hen, Männchen machen, 2on/2off Position an Bäumen oder ande­ren Gegenständen, rück­wärts lau­fen und noch eini­ge ande­re. Wenn noch unge­fähr zwei Starter vor mir dran sind, bege­be ich mich in den Startbereich (mel­det euch aber immer recht­zei­tig beim Einweiser!). Nala darf dann einen Lauf anschau­en, dabei auch bel­len und sich ein wenig hoch­pu­shen. Danach neh­me ich sie auf den Arm, mache schon ein­mal die Leine ab und gehe im Kopf noch ein­mal den Parcours durch. Sobald ich die Richterfreigabe habe posi­tio­nie­re ich sie und sage uns noch ein­mal lei­se “wir schaf­fen das”. Bevor ich Nala frei­ge­be atme ich noch ein­mal tief durch und ach­te auf Körperspannung. Bei Kurt fin­de ich gera­de noch her­aus wie unse­re per­fek­te Routine aus­sieht, aber wäh­rend ich Nala ein wenig hoch­pu­she muss ich Kurt eher run­ter holen. Hier musst du für dich und dei­nen Hund her­aus­fin­den, was eure idea­le Routine ist aber wenn du sie erst ein­mal gefun­den hast, dann wird es dir sehr hel­fen vor dem Start ruhig zu blei­ben, denn wenn man einen Plan hat, bleibt nicht so viel Zeit für Nervosität.

Lerne den Parcours aus­wen­dig

Ein Punkt, der mir sehr gehol­fen hat war, dass ich den Parcours kom­plett aus­wen­dig gelernt habe. Damit mei­ne ich nicht nur die Reihenfolge der Hindernisse, son­dern jedes Kommando, jede Bewegung und jeden Wechsel den du planst. Spiele den Lauf vie­le Male im Kopf ab, damit du wäh­rend des Laufens gar nicht mehr dar­über nach­den­ken musst, was du tun woll­test, son­dern es bereits intui­tiv machst. Oft spie­le ich alle Bewegungen auch noch ein­mal auf der Stelle durch und bewe­ge mich dem­entspre­chend. Das sieht viel­leicht etwas komisch aus, aber es hilft sehr. Im Startbereich ver­su­che ich dann auch mög­lichst wenig mit ande­ren zu spre­chen und mich voll und ganz auf mei­nen Lauf zu kon­zen­trie­ren.

Das waren nun eini­ge Tipps, wie ich gegen mei­ne Nervosität auf Turnieren ankämp­fe. Es gibt noch unzäh­li­ge wei­te­re Möglichkeiten und wenn du wirk­lich ein gro­ßes Problem mit dei­nen Nerven hast, dann macht es sicher­lich Sinn ein­mal ein Seminar bei einem Mentaltrainer zu besu­chen. Wichtig ist, dass eine Veränderung nicht von heu­te auf mor­gen pas­siert, son­dern einen lan­gen Prozess dar­stellt. Es wird auch immer wie­der Situationen geben, in denen du in alte Muster zurück fällst. Bei mir ist das aktu­ell zum Beispiel mit Kurt so. Während ich mit Nala rela­tiv sou­ve­rän an den Start gehen kann, ist bei Kurt schon wie­der schlecht vor jedem Lauf, weil ich so ner­vös bin. Irgendwann wirst ihr viel­leicht auch grö­ße­re Turniere lau­fen mit mehr Publikum, einem Sprecher der die Spannung erhö­hen will und einer ganz ande­ren Atmosphäre. Ich muss­te zum Beispiel auf den German Classics zwi­schen zwei Weltmeistern star­ten, im Mannschaftslauf bei dem ich nicht nur für mich, son­dern auch für mei­ne Mannschaft einen Nuller holen woll­te. Meine Nerven waren noch nie so ange­spannt wie in die­ser Situation aber ich habe sie unter Kontrolle bekom­men und bin tat­säch­lich null Fehler gelau­fen. Noch ein Jahr vor­her, wäre das undenk­bar gewe­sen. Wichtig ist, dass du kon­se­quent dar­an arbei­test und nicht ein­fach hoffst, dass es schon von allei­ne bes­ser wird. Entwickel eine Startroutine und vor allem glaub an dich und dei­nen Hund!

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