Wünsche und Vorstellungen
Für das Jahr 2018 hatte ich große Pläne. Ich wollte mit Kurt in das Turniergeschehen einsteigen, dort in die A2 aufsteigen, vielleicht schon die ein oder andere Quali für die A3 sammeln und mich in seiner Ausbildung auf Kleinigkeiten konzentrieren. Auch mit Nala erhoffte ich mir an die Erfolge aus 2017 anknüpfen zu können, die Bundessiegerprüfung zu starten und vielleicht auf dem ein oder anderen großen Turnier eine Platzierung mit nach Hause zu nehmen.
Privat wollte ich mein Studium weitestgehend beenden, zum Ende des Jahres mit meiner Masterarbeit beginnen und mich für einen Platz fürs Referendariat bewerben (ich studiere Deutsch und Sozialpädagogik auf Berufsschullehramt) oder vielleicht sogar an der Uni bleiben, um einen Doktortitel anzustreben. Außerdem planten mein Freund und ich im Sommer irgendwo ins Warme zu fliegen, einmal ohne die Hunde und nur für uns.
Wir starten recht ereignislos…
Zu Beginn des Jahres geschah bei uns eigentlich recht wenig. Fast zwei Monate hatten wir aufgrund eines Anbieterwechsels kein Internet, außerdem war ich in den letzten Zügen meines Praxissemesters an einem Berufskolleg und die Zeit war insgesamt etwas knapp bemessen.
So ganz ereignislos starteten wir dann aber doch nicht, denn Ende Februar setzten Nala und ich uns in den Zug nach Leipzig um eine meiner liebsten Freundinnen, Chantal, und ihre Pudeldame Hevee zu besuchen. Trotz der Entfernung hält unsere Freundschaft nun schon viele Jahre, wobei ich schon gar nicht mehr weiß, wann wir begannen uns über WhatsApp zu unterhalten, es muss irgendwann zu der Zeit gewesen sein, als ich auf der Suche nach einem Sheltie war.
Ansonsten lief ich mit Nala das ein oder andere Turnier, allerdings ohne große Erfolge, mit Kurt musste ich langsam beginnen mich für die Begleithundeprüfung vorzubereiten, die Anfang April für ihn anstand, womit wir auch zum nächsten Thema kommen.
Der steinige Weg zum Begleithund
Die Vorbereitung auf die Begleithundeprüfung stellte sich mit Kurt schwieriger heraus, als ich es mir vorgestellt hatte. Unterordnung war und ist so gar nicht sein Ding, Fuß laufen findet er recht unnötig und hält es nicht über einen längeren Zeitraum aus, insbesondere dann nicht, wenn andere Hunde auf dem Platz sind. Unser erstes Training auf dem Gelände, auf dem die Prüfung stattfinden sollte war ein Desaster. Ich konnte mit Kurt überhaupt nicht arbeiten, da er nur damit beschäftigt war die anderen Hunde zu hüten. Bis dato hatte ich vor allem für mich selbst trainiert, aber letztendlich sah ich ein, dass ich mir hier Hilfe holen musste um diese Prüfung zu bestehen. Zum Glück fand ich in meinem ehemaligen Verein gleich mehrere Trainer, die sich Kurt und mir annahmen und durch kleine Tipps und Veränderungen schon in kurzer Zeit eine Verbesserung erzielten. Außerdem bekam ich von einer Vereinskollegin den Tipp mit Kurt nach dem Premack-Prinzip zu arbeiten. Das Hüten der anderen Hunde ging bei Kurt so weit, dass er nicht mehr ansprechbar war und er, wenn man ihm Käse direkt vor die Nase hielt, diesem auswich statt ihn zu fressen. Beim Premack-Prinzip nutze ich ein Verhalten mit hoher Auftretenswahrscheinlichkeit, also das Hüten, als Verstärker für Verhalten mit niedriger Auftretenswahrscheinlichkeit. Kurz gesagt Kurt durfte als Belohnung für Aufmerksamkeit auf mich die anderen Hunde auf das Kommando „Geh gucken“ kurz anstarren, um danach die Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken. So arbeiteten wir in den Wochen vor der Prüfung täglich mehrere Minuten an Aufmerksamkeit und Fußarbeit und es wurde immer besser. Letztendlich konnten wir die Prüfung Anfang April sogar deutlich besser als gedacht abschließen, auch wenn Kurt lange nicht in Nalas Fußstapfen getreten ist, die ihre Prüfung damals als Tagesbeste bestand. Einen noch ausführlicheren Bericht zur Begleithundeprüfung findet ihr übrigens auch hier auf meinem Blog — Unser Weg zum Begleithund.
Wir starten wieder ins Turniergeschehen
Ende April war es dann so weit, Kurts erstes Turnier stand an und meine Nervosität damals kann ich kaum in Worte fassen. Während die A‑Läufe an beiden Tagen noch recht chaotisch waren (aber dafür mit perfekten Stegzonen), konnten wir im Jumping schon eher zeigen was wir können, leider fielen hier Stangen, aber es reichte zumindest an einem Tag für Platz 1 und eine verrückte Zeit von 6,50m/sec. Insgesamt war ich einfach nur glücklich darüber, wie souverän und konzentriert Kurt in der Atmosphäre eines Turniers war. Nala brachte auch den ein oder anderen Nuller mit nach Hause, aber so richtig in Form war sie auch an diesem Wochenende nicht.
Das zeigte sich leider auch kurze Zeit später auf der „Pfälzer Agility Competition – PAC“, einem riesigen viertägigen Turnier mit sehr gutem Starterfeld. Hier lief Nala grandiose Zeiten, mit denen ich nie im Leben gerechnet hätte, leider sammelte sie an diesem Wochenende so ziemlich alles was nur ging um nicht platziert zu sein: Tunnelverweigerungen, Stangen, Slalomverweigerungen, Zonenfehler, Sprungverweigerungen, Wippenfehler, Frühstarts… Über Nala konnte ich an diesem Wochenende wirklich nur den Kopf schütteln. Fast genauso fassungslos war ich aber über Kurt, allerdings hier im positiven Sinne. Am Samstag stieg er bereits von der A0 in die A1 auf und holte sich bei seinem zweiten Start in dieser Klasse am letzten Tag auf der PAC seine erste Quali für die A2. Ein unglaublicher 2. Platz von 45 Startern.
Auf ein Tief folgt ein Hoch, auf ein Hoch folgt ein Tief
Über Nalas Leistungen der letzten Zeit machte ich mir mehr und mehr Gedanken. Sie war eigentlich immer eine sichere Bank, Fehler gingen meistens auf meine Kappe, aber gerade auf der PAC waren ihre Fehler so dumm und unnötig, dass es wirklich nicht normal war. Letztendlich war die Lösung so einfach, dass es mir schon früher hätte auffallen können: Nala fehlte schlicht und ergreifend das Training. Im Herbst 2017 hatte ich sie aus ihrem Training genommen, um diesen Platz mit Kurt zu besetzen, über den Winter war draußen trainieren eher schwierig und so hatte sie eine Pause, die wohl einfach zu lang war. Zum Glück war ja inzwischen Frühling und so konnte ich mit ihr wieder vermehrt draußen trainieren, was sich auch bald bezahlt machte. Nala lief plötzlich wieder wie auf Schienen und sammelte innerhalb kürzester Zeit alle Qualis für die Weltmeisterschafts-Qualifikationen in 2019. Ein Traum, auf den ich so viele Jahre hingearbeitet hatte (mehr dazu in unserem Beitrag Unser Traum von den Agility WM Qualifikationen). Leider kam die letzte fehlende Quali für die Bundessiegerprüfung jedoch einen Tag zu spät, womit sich auch unsere Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft erledigt hatte (die Teilnahme an der BSP ist Pflicht für die Teilnahme an der DM) und das obwohl wir zum ersten Mal alle Qualis zusammen hatten.
Während bei Nala nach dem Tief also ein Hoch kam, war es bei Kurt genau andersrum. Absolut motiviert durch die Erfolge auf der PAC startete ich mit Kurt in die nächsten Turniere, doch was uns dort erwartete war zum größten Teil eine absolute Katastrophe. Kurt war völlig unkonzentriert und rannte kopflos durch den Parcours. Ab und zu gelang uns mal ein einigermaßen schöner Lauf, doch so richtig funktionieren wollte nichts mehr, wozu ich aber später noch einmal komme.
Unser neues Hobby
Irgendwann im Frühjahr entdeckte ich übrigens noch mein neues Hobby: Das Laufen. Irgendwie hatte ich ja immer mal ein wenig damit angefangen, aber so intensiv wie in der ersten Hälfte von 2018 zog ich es nie durch. Immer mehr kleine Erfolge konnte ich erzielen, von den ersten 5km durchgehend laufen bis hin zu einer Stunde am Stück und immer neuen Pace-Rekorden: Ich war super motiviert und das Laufen und teils auch Ziehen im Zuggeschirr waren auch für Kurt ein hervorragender Ausgleich zum Agility. Auch Nala begleitete uns natürlich auf die Laufrunden, wenngleich sie nicht ins Zuggeschirr eingespannt wurde. Mehr dazu auch in unserem Blogpost: Lauf Lauf — Joggen mit Hund.
Fortsetzung folgt…