[Werbung / Keine Kooperation] Agility kommt ursprünglich aus England und war eigentlich als eine Art Pausenfüller auf einem Reitturnier gedacht. Seitdem ist viel passiert und insbesondere in den letzten Jahren hat sich der Sport unheimlich stark entwickelt und die sportlichen Anforderungen an die Mensch-Hund-Teams werden von Jahr zu Jahr größer. In den nächsten Wochen und Monaten möchte ich versuchen einen Gesamtüberblick über das weite Feld des Agilitysports zu liefern. Dabei ist zu beachten, dass ich aus der deutschen Perspektive schreibe. Insbesondere die Voraussetzungen zur Teilnahme an Turnieren, die dort angebotenen Klassen und Qualifikationsbedingungen für die nächsthöhere Klasse unterscheiden sich in den Ländern sehr stark und sind oft kaum vergleichbar.
Aber worum geht es eigentlich beim Agility? Der Begriff stammt aus dem englischen und bedeutet so viel wie „Beweglichkeit“ oder auch „Wendigkeit“ und das trifft es eigentlich schon sehr gut, denn Bewegung gehört definitiv dazu. Grundsätzlich geht es darum, einen vorgegebenen Parcours, bestehend aus verschiedenen Hindernissen wie Sprüngen, Tunneln und Kontaktzonen, fehlerfrei in der schnellstmöglichen Zeit zu bewältigen. Dabei führt der Hundeführer seinen vierbeinigen Partner mit Hilfe von Körper- und Stimmkommandos durch den Parcours. Dies erfordert sowohl vom Mensch als auch vom Hund ein hohes Maß an Schnelligkeit, Koordination und Konzentration. Während die Hunde in den Anfängen des Agility noch fast ausschließlich auf links geführt wurden (aufgrund der linksgeführten Fußposition in der Unterordnung), müssen Hund und Hundeführer heute eine Vielzahl von Wechseln der Führhand beherrschen, auf die in zukünftigen Beiträgen auch noch einmal genauer eingegangen wird.
Für welche Mensch-Hund-Teams eignet sich Agility?
Auf vielen Homepages und Werbeflyern von Vereinen und Hundeschulen wird Agility als ein Sport für jeden Hund beworben. Dem muss ich leider widersprechen. Agility (und damit meine ich den Sport auf Turnierebene und kein reines Fungility, Mobility, Fun-Agility oder wie es noch genannt werden kann) ist ein absoluter Hochleistungssport für unsere Hunde. Starkes Beschleunigen und Abbremsen, Springen, Wendungen am Sprung oder auch das Bewältigen von hohen Kontaktzonen, teils in vollem Tempo stellen Belastungen dar, die man nie unterschätzen sollte. Diesen Belastungen kann ein Hund nur dann gerecht werden, wenn sein Körperbau für sie ausgelegt ist. Sehr lange Hunde mit kurzen Beinen (z.B. Dackel) oder sehr große und schwere Hunde (z.B. Doggen, Bernhadiner…) sind in meinen Augen nicht für Agility geeignet. Zudem sollte dringend darauf geachtet werden, dass der Hund nicht zu dick ist um die Belastung für die Gelenke möglichst gering zu halten. Ein Rat, den ich jedem ans Herz legen kann, der regelmäßig Agility trainieren möchte, ist es den Hund auf HD (Hüftgelenksdysplasie) röntgen zu lassen. Im Zweifelsfall sprecht mit eurem Tierarzt oder einem guten Osteopathen/Physiotherapeuten über eure Pläne Agility zu trainieren und lasst euren Hund einmal durchchecken.
Was den Menschen betrifft, so ist Agility eigentlich für jeden geeignet. Egal ob Kind oder Senior, fit und durchtrainiert oder mit einer körperlichen Beeinträchtigung (ich kenne richtig gute Agilitysportler, die im Rollstuhl sitzen!), auf Agilityturnieren zeigt sich immer ein bunter Mix an Menschen. Möchte man jedoch wirklich oben mitlaufen so muss auch Mensch die Sportschuhe schnüren, denn ohne Kondition, Koordination und Fitness hat man es spätestens in der A3 schwer.
Apropos Agilityturniere… — Teilnahmevoraussetzungen
Um an offiziellen Agilityturnieren teilnehmen zu dürfen müssen in Deutschland einige Voraussetzungen erfüllt werden. Hierbei beziehe ich mich auf Turniere, die im VDH (Verein für Deutsches Hundewesen) ausgerichtet werden. Der VDH ist wiederum dem FCI (Fédération Cynologique Internationale) untergeordnet. Innerhalb des VDHs gibt es erneut verschiedene Mitgliedsverbände wie beispielsweise den DVG (Deutscher Verband für Gebrauchshundesportvereine), den DHV (Deutscher Hundesport Verband) oder Rasseverbände wie den SV (Verein für Deutsche Schäferhunde). Möchte man nun an offiziellen Agilityturnieren teilnehmen, muss man Mitglied in einem Verein sein, der einem solchen Verband des VDH angehört (teilweise kann man auch direkt Mitglied des Verbands sein, beispielsweise beim SV) und Leistungskarten für den Sport ausstellt. Leistungskarte? Was ist das denn? In der Leistungskarte werden die Ergebnisse der Turniere festgehalten. Je nach Verband sieht sie ganz unterschiedlich aus, ist aber meistens ein mehrseitiges Heft auf dem alle Informationen zum Hund und dessen Besitzer aufgeführt sind. Diese Leistungskarte wird in der Regel vom Verein, in dem man Mitglied ist, beim entsprechenden Verband beantragt. Als Hundeführer muss man also Mitglied in einem dem VDH-angehörigen Verband sein und eine Leistungsurkunde für seinen Hund besitzen. Dieser muss zum einen durch eine Tätowierung oder einen Chip identifizierbar sein und zum Zeitpunkt des Turniers 18 Monate oder älter sein und eine bestandene VDH-Begleithundeprüfung nachweisen können. Für den Hundeführer gilt zudem, dass er die Sachkundeprüfung bestanden haben muss.
Leistungsklassen und Prüfungsformen
In Deutschland haben wir aktuell vier verschiedene Leistungsklassen: A0, A1, A2 und A3. Zudem wird teilweise auch eine Seniorenklasse für Hunde ab 6 Jahren angeboten. Hier ist die Sprunghöhe niedriger, der Slalom und der Reifen fallen weg, zudem wird die A‑Wand abgesenkt. Ist ein Hund einmal in der Seniorenklasse gestartet, so kann er nicht wieder in einer anderen Klasse gemeldet werden.
Neben dem Prüfungslauf (auch A‑Lauf genannt) wird in der Regel noch der sogenannte Jumping angeboten, in dem keine Kontaktzonen stehen. Der Jumping ist erst in der A3 ein Prüfungslauf und zählt vorher nicht für Qualifikationen.
Neben der Einteilung in die Leistungsklassen wird auch noch in Größenklassen unterteilt. Hier gibt es in Deutschland drei verschiedene:
Small: kleiner als 35cm Widerristhöhe (Sprunghöhe 30cm)
Medium: ab 35cm Widerristhöhe und kleiner als 43cm Widerristhöhe (Sprunghöhe 40cm)
Large: ab 43cm Widerristhöhe (Sprunghöhe 60cm)
Um zu bestimmen in welcher Größenkategorie ein Hund starten muss, wird er vor dem ersten Start von einem Agilityrichter eingemessen. Hierzu muss der Hund mindestens 18 Monate alt sein. Die Größenkategorie wird dann auf der Leistungsurkunde vermerkt.
Aufstieg in die nächste Leistungsklasse
Ein kurzer Exkurs zu den Fehlern vorweg: Für einen Fehler oder eine Verweigerung gibt es im Agility jeweils 5 Fehlerpunkte. Eine gefallene Stange wäre also beispielsweise ein Fehler aber fünf Fehlerpunkt. Die Bewertung ist unterteilt in V (Vorzüglich), SG (Sehr gut), G (Gut), OB (ohne Bewertung) und das sogenannte DIS. Für Aufstiege in die nächste Klasse zählen nur Läufe die mit einem V bewertet werden. Dies sind fehlerfreie Läufe und Läufe mit maximal fünf Fehlerpunkten. Man spricht dann von V0 (fehlerfrei) oder V5 (mit fünf Fehlerpunkten).
Als Anfänger beginnt man zunächst in der A0. Hier dürfen Reifen, Wippe und Slalom nicht gestellt werden und der Parcours soll vor allem aus geraden Linien bestehen. Um in die A1 aufzusteigen muss der Hund einen A‑Lauf mit maximal einem Fehler beenden. Der Hundeführer darf den Hund freiwillig in der A0 belassen, bis es drei Prüfungsläufe fehlerfrei absolviert hat (Bewertung V0), dann muss das Team in die A1 aufsteigen.
In der A1 können dann alle Geräte vom Richter gestellt werden. Um in die nächste Klasse, also die A2, aufzusteigen benötigt der Hund drei fehlerfreie und platzierte Ergebnisse im A‑Lauf. Für den Aufstieg in die A3 werden sogar fünf fehlerfreie und platzierte Ergebnisse im A‑Lauf benötigt.
Ist ein Hund in die A3 aufgestiegen, so muss im neuen Kalenderjahr ein Nachweis zum Verbleib in dieser Klasse erbracht werden (steigt ein Hund z.B. im Jahr 2018 auf, so muss dieser Nachweis erst 2019 erbracht werden). Dieser Nachweis ist ein fehlerfreies und platziertes Ergebnis oder drei Ergebnisse mit maximal einem Fehler (V5) im A‑Lauf, wobei bei letzterem keine Platzierung erforderlich ist.
Übrigens dürfen die Aufstiegsqualifikationen des Hundes auch mit verschiedenen Hundeführern erlaufen werden.
Bevor aber überhaupt an das erste Turnier zu denken ist, liegt noch ein weiter Weg mit viel Training vor euch und eurem Hund. Diesen Weg möchte ich gemeinsam mit euch gehen und in den nächsten Beiträgen nicht nur die einzelnen Geräte und deren Ausbildung erklären, sondern auch auf verschiedene andere Aspekte für eine fundierte Agilityausbildung eingehen. Weiterhin möchte ich erklären, wie ihr einen geeigneten Verein und Trainer finden könnt, welche Grundsteine ihr bereits im Welpenalter legen könnt und in welchem Alter welche Ausbildungsschritte möglich sind. Bedenkt dabei bitte immer, dass ich hier nur meine eigenen Erfahrungen weitergebe. Gerade im Agility gibt es viele Wege die zum Erfolg führen, denn jedes Mensch-Hund-Team ist anders und nicht jede Trainingsmethode für jeden die Richtige. Außerdem gibt es auch für mich noch ganz viel zu lernen und gerade in einem Sport wie Agility, der sich gefühlt täglich weiterentwickelt, kann man kaum alle Aspekte bedenken.
Quellen