Werbung durch Fotografennennung | Nachdem ich in meinem letzten Beitrag den Border Collie vorgestellt habe, möchte ich euch nun auch einmal den Sheltie präsentieren. Am Ende folgt dann ein kurzer Vergleich zwischen den beiden Rassen. Denkt bitte daran, den Text an manchen Stellen mit einem kleinen Augenzwinkern zu lesen. Außerdem ist es wie überall im Leben: Man kann niemanden in eine Schublade stecken. Es gibt immer Vertretet der Rassen, die so gar nicht dem Standard oder allgemeinen Bild entsprechen. Ich versuche hier einfach einmal zusammenzufassen, wie ich persönlich die Rassen wahrnehme.
Der Sheltie oder auch Mini Collie
Während es über den Border Collie unzählige Vorurteile, ja fast schon Mythen gibt, hält sich das beim Sheltie in Grenzen. Das mag eventuell auch daher kommen, dass ein Shetland Sheepdog für die meisten Leute einfach ein Mini Collie ist. Leider muss ich hier direkt einwerfen, dass der Großteil der Shelties nicht dazu in der Lage ist den kleinen Timmi aus einem Brunnen zu retten. Auch nicht wenn es sich um einen besonders kleinen Timmi handelt. Hier würde ich dann doch eher den Border Collie schicken.
Pack die Ohrenstöpsel ein, nimm dein kleines Sheltielein…
Ein Vorurteil, das sich zu meinem Leidwesen bewahrheitet ist die Lautstärke dieser kleinen Hunde. Shelties bellen viel und gerne. Daran kann man auf jeden Fall arbeiten, aber viele Shelties haben ein Problem: Sie merken gar nicht, dass sie bellen. Wenn ich Nalas Bellen unterbinde denkt sie überhaupt nicht daran, dass sie zu laut war. Sie denkt sie ist zu weit vor gelaufen. Oder zu weit hinten. Oder zu weit links, oder rechts. Vielleicht hat mir ihre Nase auch nicht gefallen… aber darauf, dass sie einfach mal ruhig sein soll kommt sie leider nicht. Ins Welpeneinzugspaket des zukünftigen Sheltiebesitzers gehören also auf jeden Fall gute Ohrenstöpsel.

Das Bellen gehört bei dieser Rasse einfach zum natürlichen Trieb. Ich kenne zwar auch Shelties, die sehr ruhig hüten, aber viele dieser kleinen Hunde haben sich mit Lautstärke den Respekt der Schafe erarbeitet. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das Bellen schlimmer wird, desto höher die Trieblage ist. Wer also einen ruhigen Sheltie möchte, muss wie auch beim Border Collie das Entspannen trainieren. Nala ist zum Beispiel in der Wohnung völlig ruhig, weil sie weiß, dass hier entspannt wird. Draußen wird es dann auch mal lauter, insbesondere wenn Kurt sie zum Rennen animiert. Damit lebe ich aber inzwischen und als waschechter Sheltiebesitzer nimmt man das Bellen oft gar nicht mehr wahr.
Die kleinen Sensibelchen
Ein weiterer Charakterzug, den viele mit dem Sheltie verknüpfen, ist die Sensibilität und Ängstlichkeit. Hier muss ich sagen, dass diese Eigenschaften grundsätzlich zum Sheltie gehören, es aber inzwischen sehr viele Züchter gibt, die dem entgegensteuern. Es gibt noch immer viele Shelties, die sich fürchten wenn ihr Besitzer pupst, aber auch sehr viele, die mutig durchs Leben gehen. Auch die Reserviertheit gegenüber fremden Menschen überlesen viele Shelties im Rassestandard. Nala liebt grundsätzlich jeden Menschen, außer den Tierarzt. Sie ist ganz wundervoll mit Kindern und begrüßt jeden unbekannten Menschen wie Timmi, der aus dem Brunnen gerettet wurde.
Obwohl Nala alles in allem eine richtig coole Socke ist, hat auch sie das sensible des Shelties mitbekommen. Sie reagiert sofort auf unsere Stimmung. Vor kurzem haben wir einen Film geschaut bei dem mir in einer traurigen Szene eine Träne geflossen ist. Während es den Border Collie nur peripher tangierte saß der Sheltie schon auf meiner Brust und schleckte in meinem Gesicht herum. Wenn Henry am Computer wütend wird, weil es in einem Spiel nicht so läuft wie geplant, dann läuft Nala mit eingezogener Rute in der Wohnung herum.
Bei Nala wurde die sensible und ängstliche Seite mit dem Alter immer etwas schlimmer. Sobald der jugendliche Wahnsinn und das Gefühl von Unsterblichkeit verschwinden, kommt eben die besorgte Seite zum Vorschein. Bei der Auswahl eines Sheltiewelpens sollte man sich die Eltern auf jeden Fall genau anschauen. In Nalas Mama habe ich mich verliebt, weil ich sie im Trubel einer Messe kennenlernen durfte und sie einfach nur entspannt war und sofort mit mir gekuschelt hat. Das hat sie an ihre Tochter weitergegeben.
Ein Faultier im Sheltiepelz
Während der Border Collie mit einer eigenen Schafherde ins neue Zuhause zieht, kommt der Sheltie mit einer Kuscheldecke im Gepäck. Die meisten Shelties die ich kenne sind nämlich unfassbar faul. Schlafen geht über alles. Trotzdem sind diese kleinen Hund noch immer eine Arbeitsrasse und wollen dann doch beschäftigt werden. Allerdings brauchen sie in meinen Augen deutlich weniger als ein Border Collie. Wenn ich mir die Joggingschuhe anziehe oder das Fahrrad aus der Garage holen funkeln die Augen meiner Hunde. Beim Border Collie vor Begeisterung, beim Sheltie vor Hass. Begeisterung sehe ich in Nalas Augen vor allem dann, wenn es um Futter geht. Viele Shelties sind unheimlich verfressen und lassen sich dadurch fantastisch trainieren. Im Gegensatz zu den meisten Border Collies denken Shelties nämlich nicht zu viel darüber nach was sie tun, sie tun es einfach. Und zwar besonders gerne wenn es dafür Kekse abzustauben gibt.
An dieser Stelle muss ich nun leider auch ein Geheimnis lüften, dass viele nicht so ganz glauben werden: Shelties sind nicht hochintelligent. Versteht mich nicht falsch, der Sheltie ist ein toller Arbeitshund, aber sie sind in vielen Dingen doch recht einfach gestrickt. Allerdings ist gerade das ein großer Vorteil. Der Sheltie ist ein Hund mit ganz viel will to please. Er möchte gefallen, er möchte alles richtig machen, kommt aber nicht so oft auf eigene Ideen. Der Sheltie ist dankbar über jede Hilfe die man ihm anbietet und arbeitet deshalb einfach nach Plan. Während ich beim Border Collie manchmal ganze Feldstudien durchführen muss um hinter ein Problem zu kommen, ist es beim Sheltie meistens recht eindeutig. Deshalb liebe ich es diese Hunde zu trainieren.
Zur Optik des Shelties
Eine Besonderheit des Shelties, die es so bei kaum einer anderen Rasse gibt ist ihre Größe. Ich glaube der Sheltie ist die einzige Rasse, die in allen drei Größenklassen im Agility vertreten ist. Und zwar ohne, dass die Zucht verschiedene Größenkategorien vorsieht (wie z.B. beim Pudel). Es kommt nicht selten vor, dass in einem Sheltiewurf ein Welpe ein Endstockmaß von 33cm hat während ein anderer bei 45cm endet. Shelties sind kleine Wundertüten und man kann zwar ungefähr abschätzen was am Ende rauskommt, wirklich wissen kann man es aber nie. Ich kenne Shelties mit 28cm und andere mit fast 50cm.
Wo wir schon mal bei der Optik sind kann ich auch noch kurz die beiden Typen, amerikanisch und englisch, vorstellen. Shelties nach dem amerikanischen Typ sind meistens kräftiger, vor allem was die Knochen angeht und haben etwas mehr Fell. Der englische Typ ist eher zierlicher und im Gesicht lieblicher. Nala ist eine Mischung aus beiden Typen und für mich ist das ideal. Sie hat die kräftigen Knochen der amerikanischen Linie und ist damit etwas robuster, trotzdem hat sie insbesondere im Gesicht auch viel des lieblichen englischen Typs abbekommen.
Wofür man sich aber am Ende entscheidet ist absolut Geschmackssache. Das gilt auch für die Farben. Erlaubt sind: Blue Merle, Bi Blue, Tricolor, Bi Black und Zobel. Nicht erlaubt sind beispielsweise gescheckte Shelties, allerdings ist das nur ein optischer Faktor. Nicht verpaart werden dürfen Merle und Merle, da es hier zu gesundheitlichen Problemen bei den Welpen kommen kann. Aus diesem Grund ist auch die Farbe “sable Merle” (bei anderen Rassen auch red Merle) in Deutschland verboten. Dies wird damit begründet, dass der Hund als regulärer Zobel eingetragen werden könnte, wodurch Merle x Merle Verpaarungen entstehen können.

Für mich sind Shelties ein klarer Fall von “klein aber oho”. Ich muss sagen, dass ich mich absolut in diese Rasse verliebt habe. Shelties sind kleine Arbeitstiere, die Beschäftigung brauchen aber auch keine sportlichen Höchstleistungen verlangen. Mit Spaziergängen und etwas Kopfarbeit sind sie meistens schon sehr glücklich. Trotzdem sind Shelties auch ganz fantastische Sportpartner, die in verschiedenen Hundesportdisziplinen glänzen. Ihre Größe und ihr freundliches Wesen machen sie zu perfekten Familienhunden. Der Sheltie ist ein kleiner Hund mit ganz großem Herz, der sich meistens gut erziehen und ausbilden lässt. Trotzdem braucht auch der Sheltie eine liebevolle Konsequenz und ist definitiv kein Hund für die Handtasche oder für Bewegungsfaule.
Der Vergleich zum Border Collie
Der Vergleich Border Collie und Sheltie ist definitiv nicht ganz einfach. Das liegt auch daran, dass beide Rassen sehr viele unterschiedliche Hunde hervorbringen und man natürlich immer den individuellen Charakter betrachten muss. Durch den Agilitysport bin ich nun aber schon unzähligen Vertretern beider Rassen begegnet und versuche deshalb einmal ein kleines Resümee zu ziehen. Bitte bedenkt, dass ich hier jetzt ein bisschen in Schubladen denke und es natürlich immer Hunde gibt, die völlig anders sind.
Grundsätzlich würde ich sagen, dass der Sheltie es einem etwas einfacher macht. Der Border Collie ist zwar unfassbar intelligent und lernt auch vieles sehr viel schneller als der Sheltie, er hinterfragt aber auch deutlich mehr. Deshalb muss man beim Border Collie oft genau analysieren, warum er bestimmte Verhaltensweisen an den Tag legt. Ich glaube, dass man als Hundebesitzer von einem Border Collie sehr viel lernen kann, weil man sich selbst durchgehend reflektiert. Der Sheltie ist da etwas einfacher gestrickt und macht es einem dadurch oft leichter.
Dafür arbeitet der Border Collie aber auch präziser. Den Unterschied bemerke ich oft draußen: Während Kurt auf das Kommando “Platz” sofort am Boden klebt, lässt Nala sich gerne etwas mehr Zeit. Sicher auch eine Trainingssache, aber Kurt hat einfach viel schneller verstanden worum es eigentlich geht. Dafür entwickelt der Border Collie aber deutlich schneller irgendwelche komischen Macken. Beim Sheltie ist es meist nur die eine: Das Bellen. Ein Unterschied liegt natürlich auch in der Größe, hier muss man einfach für sich entscheiden ob man lieber einen großen oder einen kleinen Hund möchte. Wobei es beim Sheltie ja auch Vertreter gibt, die dem Border über den Kopf gewachsen sind.
Im Agility unterscheiden sich die beiden Hunderassen vor allem in ihrem Fokus. Während der Border Collie seinen Fokus eher nach vorne richtet, liegt der Fokus des Shelties meistens beim Hundeführer. Beides ist in den verschiedenen Situationen Vor- und Nachteil und bedarf einfach unterschiedlicher Trainingsmethoden.
Alles in allem benötigen beide Hunderassen Auslastung und sind nichts für Stubenhocker. Insgesamt würde ich aber mal behaupten, dass der Sheltie doch nochmal etwas genügsamer ist als der Border Collie.
Titelfoto: Aleksandra Kielreuter Fotografie | https://www.aleksandrakielreuter.de/