Mich errei­chen immer wie­der Nachrichten zu den Rassen Border Collie und Sheltie. Viele über­le­gen wel­che die­ser bei­den Rassen für sie bes­ser geeig­net wäre. Insbesondere dann, wenn man im Hundesport unter­wegs ist. Grundsätzlich kann man sagen, dass sich die bei­den Rassen in vie­len Punkten ähn­lich sind. Aber in vie­lem auch sehr unter­schied­lich Heute möch­te ich aber erst ein­mal den Border Collie etwas näher vor­stel­len.

Das denkt die Welt vom Border Collie

Der Border Collie kommt ja grund­sätz­lich als Gesamtpaket nach Hause. Die wich­tigs­ten Kommandos hat er natür­lich schon beim Züchter gelernt, frü­he Bildung ist ja schließ­lich alles. Wenn der Border drau­ßen aufs Wort hört, dann war das kei­ne Arbeit, der tut das ein­fach, denn er ist ja schließ­lich hoch­in­tel­li­gent. Lediglich das Wechseln von Glühbirnen und den Aufbau von Ikea Schränken muss der Border noch etwas ler­nen. Auch das ist aber über­haupt kein Problem, wenn man einen so klu­gen Hund besitzt. Nicht nur sei­ne Intelligenz, son­dern auch sei­ne sport­li­chen Leistungen sind grund­sätz­lich über­ra­gend. Er glänzt in qua­si jeg­li­chen Hundesportarten und bringt sei­nem Besitzer mit Freude die ein oder ande­re Schleife und natür­lich viel Prestige nach Hause. Auch das macht der Border Collie natür­lich völ­lig selbst­ver­ständ­lich.

Trotz die­ser enor­men Vorzüge ist der Border Collie nicht für jeden geeig­net. Ein aus­rei­chend gro­ßes Grundstück für die eige­ne Schafherde (die im Gesamtpaket Border Collie grund­sätz­lich ent­hal­ten ist) soll­te natür­lich vor­han­den sein. Auch kann man bei der Vorstellung beim Züchter schon ein­mal nach der Ehrenurkunde aus alten Bundesjugendspielzeiten kra­men, denn sport­li­che Ambitionen sind für den zukünf­ti­gen Border Collie Besitzer ein Muss. Wenn man schon mal dabei ist, kann man bei sei­nem Chef auch gleich die Kündigung ein­rei­chen, denn Arbeiten gehen und einen Border Collie aus­las­ten ist orga­ni­sa­to­risch kaum mach­bar. Alternativ ist aber auch der Verzicht auf jeg­li­che sozia­le Kontakte (aus­ge­nom­men von ande­ren Border Collie Besitzern) mög­lich.

Mit dem Genie kommt auch der Wahnsinn. Border Collies lei­den eigent­lich grund­sätz­lich an einer psy­cho­so­ma­ti­schen Störung. Das nimmt der Border Collie Besitzer aber ger­ne in Kauf, dafür hat er ja schließ­lich einen Hund, der ihm den elen­di­gen Aufbau von Ikea Schränken abnimmt.

Einen gro­ßen Vorteil hat der Border Collie zudem auch noch: Für jeden Geschmack ist das Richtige dabei. Kurzhaar, Langhaar, Stehohren, Kippohren, lan­ge Beine, kur­ze Beine und natür­lich jede erdenk­li­che Farbe (an Pink gepunk­tet wird gera­de noch gear­bei­tet) sind mög­lich. Bremsen und Servolenkung gehö­ren aller­dings zur Sonderausstattung und müs­sen beim Züchter spe­zi­ell erfragt wer­den.

Jetzt aber ehrlich

Ok ihr merkt, dass der Text selbst­ver­ständ­lich mit einem Augenzwinkern betrach­tet wer­den soll­te. Dennoch sind vie­le der über­spitz­ten Äußerungen gar nicht so weit her­ge­holt. Border Collies gehö­ren defi­ni­tiv zu den intel­li­gen­tes­ten Hunden. Es ist kein Wunder, dass die­se Rasse in diver­sen Hundesportarten einen Großteil des Starterfelds aus­macht. Allerdings muss gera­de beim Border Collie die unfass­bar gro­ße Vielfalt die­ser Rasse betrach­tet wer­den. Border Collies unter­schei­den sich nicht nur optisch extrem, auch cha­rak­ter­lich ist die­se Rasse sehr viel­fäl­tig.

Eine unglaub­lich viel­fäl­ti­ge Rasse — Hier ver­ste­cken sich fünf Border, kannst du sie erken­nen?

Zunächst ein­mal muss man wis­sen, dass es zwei ver­schie­de­ne Linien gibt. Die Arbeitslinie und die Showlinie. In der Arbeitslinie wer­den die Hunde noch immer vor allem nach ihren Leistungen selek­tiert und für die Zucht aus­ge­wählt. Die Optik ist hier meist zweit­ran­gig (spielt aller­dings auch mehr und mehr eine Rolle, in der Arbeitslinie tau­chen aktu­ell vor allem kurz­haa­ri­ge Hunde auf). In der Showlinie geht es hin­ge­gen eher dar­um den Standards des Border Collies nach dem FCI gerecht zu wer­den. Die Hunde aus die­ser Linie haben in der Regel mehr Fell, kür­ze­re Beine, sind kräf­ti­ger vom Körperbau und haben einen etwas run­de­ren Kopf mit mehr Stopp. Charakterlich sind vie­le Hunde aus der Showlinie eher etwas genüg­sa­mer und ruhi­ger, dafür aber oft auch nicht so extrem arbeits­wil­lig und intel­li­gent wie die rei­nen Arbeitslinien (natür­lich ist das jetzt sehr schwarz-weiß gedacht und es gibt auch hier Ausnahmen!).

Arbeitslinie vs. Showlinie

Kurt ist eine Mischung aus bei­den Linien, was lei­der oft recht explo­siv ist, auch bei Kurt. So hat er den Trieb und den Arbeitswillen sei­nes Papas (Arbeitslinie) geerbt, ihm fehlt aber lei­der der soge­nann­te on/off Switch. Der on/off Switch meint, dass die Hunde zwi­schen Arbeitsmodus und Ruhemodus recht pro­blem­los wech­seln kön­nen. Im Agility bedeu­tet das zum Beispiel, dass die Hunde im Turnier am Parcoursrand schla­fen, aber sofort wach und arbeits­wil­lig sind, sobald es an den Start geht.

Border Collie; Showlinie; Hund
Zazou (links) stammt aus einer Showlinie (Foto: Hanna Linnemann)

Hier sind wir auch schon bei einem Vorurteil ange­langt, näm­lich dass ein Border Collie stän­dig unter Strom steht und nie zur Ruhe kommt. Diese Eigenschaft wäre für ihren ursprüng­li­chen Zweck ziem­lich kon­tra­pro­duk­tiv gewe­sen. Ein Hund der durch­ge­hend wie ein auf­ge­scheuch­tes Huhn über den Hof rennt wenn die Schafe im Stall ste­hen und er gera­de kei­ne Aufgaben hat wäre doch ziem­lich anstren­gend für den Schäfer. Ein guter Border Collie soll­te arbei­ten wenn er arbei­ten soll und ruhen, wenn es nichts zu tun gibt. Es gibt den­noch vie­le Border Collies die schlecht zur Ruhe kom­men. Das kann dann ent­we­der an fal­scher Selektion in der Zucht lie­gen oder aber dar­an, dass sie schon viel zu früh viel zu vie­len Reizen aus­ge­setzt waren und nie rich­tig gelernt haben ruhig zu blei­ben. Eine der wich­tigs­ten Lektionen die ein jun­ger Border ler­nen muss ist also auf jeden Fall ent­span­nen.

Der Border Collie — eine Wissenschaft für sich

Für mich ist der Border Collie ein biss­chen der Wissenschaftler unter den Hunden. Während ande­re Rassen Befehle ein­fach befol­gen, muss der Border Collie Situationen stän­dig ana­ly­sie­ren und hin­ter­fra­gen. Oft ist er dem Menschen dabei eini­ge Schritte vor­aus. Im Umgang mit Kurt kommt es nicht sel­ten vor, dass ich mir sein Verhalten in bestimm­ten Situationen ein­fach nicht erklä­ren kann und es manch­mal sogar als Ungehorsam abstemp­le. Bei nähe­rer Betrachtung fal­len mir dann manch­mal Kleinigkeiten auf, die ich gar nicht wahr­ge­nom­men habe. Diese haben für Kurt aber aus einer eigent­lich bekann­ten Situation eine völ­lig neue gemacht. Nala hät­te die­se Kleinigkeiten hin­ge­gen über­haupt nicht wahr­ge­nom­men und so reagiert, wie ich es erwar­tet hät­te.

Kurt mit Piu, ein Border Collie aus einer rei­nen Arbeitslinie (Foto: Hanna Linnemann)

Border Collies sind ein­fach unfass­bar intel­li­gent und so schnell sie neue Tricks ler­nen, so schnell ler­nen sie ger­ne auch Unfug und vor allem ler­nen sie sehr schnell, wie sie ihren Besitzer erzie­hen kön­nen. Tatsächlich ken­ne ich auch kaum eine Rasse, die so oft komi­sche Macken und Verhaltensweisen an den Tag legt wie der Border Collie. Kurt hat­te zum Beispiel lan­ge Zeit Angst vor Türschwellen…

Und wie ist das jetzt mit der Schafherde?

In Sachen Auslastung ist der Border Collie defi­ni­tiv noch ein­mal anspruchs­vol­ler als eini­ge Rassen. Dennoch unter­schei­det er sich da aber nicht von vie­len ande­ren Hunden, die noch viel von ihren ursprüng­li­chen Instinkten in sich tra­gen. Es ist und bleibt eine Arbeitsrasse.

Hier liegt der Ursprung des Border Collies (Foto: Hanna Linnemann)

Desto mehr Ursprung vor­han­den ist, des­to mehr möch­te ein Hund und damit auch der Border Collie ent­spre­chend aus­ge­las­tet wer­den. Es gibt sicher Vertreter die­ser Rasse, die ohne eine Schafherde nicht glück­lich wer­den, die meis­ten Border Collies sind aber auch ohne Hüten zufrie­den. Sie brau­chen aber den­noch eine Aufgabe mit der sie nicht nur kör­per­lich, son­dern auch geis­tig aus­ge­las­tet wer­den kön­nen. Als Besitzer eines Border Collies soll­te man also nicht nur sport­lich ambi­tio­niert sein (was nicht bedeu­tet, dass man sport­li­che Höchstleistungen voll­brin­gen muss), son­dern auch Spaß am Training mit dem Hund haben. Denn der Border Collie liebt nichts mehr als Neues zu ler­nen und zu ent­de­cken.

Das Thema vorüber keiner gerne spricht: Epilepsie

Leider gibt es beim Border Collie ein wich­ti­ges Thema, über das sich jeder infor­mie­ren soll­te, der mit dem Gedanken spielt einen Border Collie Welpen zu adop­tie­ren: Epilepsie. Diese Krankheit ist beim Border Collie lei­der weit ver­brei­tet und dabei bis­lang noch nicht weit erforscht. Es ist noch nicht bekannt auf wel­che Weise sich die Krankheit ver­erbt, man weiß nur, dass sie über die Gene wei­ter­ge­ge­ben wer­den kann. Es gibt im Internet bereits ver­schie­de­ne Datenbanken, in denen erkrank­te Hunde auf­ge­lis­tet wer­den, inklu­si­ve deren Vorfahren. Leider gibt es qua­si kei­ne Linien, in denen nicht irgend­wo Epilepsie auf­ge­tre­ten ist. Durch etwas Recherche und Gespräche las­sen sich aber Linien mit weni­gen Epilepsiefällen fin­den. Leider gehen vie­le mit die­sem Thema noch nicht so offen um, wie es eigent­lich sein soll­te. Zum Glück gibt es aber inzwi­schen auch immer mehr Züchter, die offen und ehr­lich über das Thema Epilepsie spre­chen und Aufklärungsarbeit leis­ten.

Fazit

Grundsätzlich ist der Border Collie sicher­lich kein Hund für Jedermann. Wer aber einen arbeits­wil­li­gen und moti­vier­ten Hund sucht, der einen über­all hin beglei­tet und sogar ver­su­chen wür­de den neu­en Ikea Schrank selbst­stän­dig auf­zu­bau­en, der fin­det im Border Collie einen treu­en Begleiter. Kurt ist immer für alles zu haben. Egal ob Agility, Frisbee, Carnicross, Wandern, Schwimmen oder als Reitbegleithund, er ist immer bereit und moti­viert. So gut der Border Collie zu trai­nie­ren ist, so schnell erfin­det er aber auch klei­ne Macken und Marotten. Deshalb ist es rat­sam sich bereits im Vorfeld über gute Hundetrainer in der Nähe zu infor­mie­ren. Nicht zuletzt, weil (Hunde-) Sport mit dem Border Collie ein­fach unfass­bar viel Spaß macht und Hund und Mensch kör­per­lich und geis­tig aus­las­tet.

Hundesport und Border Collie gehört ein­fach zusam­men (Foto: Alex Bereuter)

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