Dich hat mein letzter Beitrag mit all den Randinfos zum Agility und Turniere noch nicht abgeschreckt? Du möchtest diesen Sport noch immer mit deinem Hund gemeinsam betreiben? Dann stellt sich dir vermutlich die Frage, wie und wann man eigentlich mit Agility beginnt und genau mit diesem Thema möchte ich mich heute beschäftigen.
Wie alt muss mein Hund sein, um mit dem Agility zu beginnen und was übe ich am Anfang?
Diese Frage wurde mir tatsächlich am allerhäufigsten gestellt und ist dabei gar nicht so leicht zu beantworten. Grundsätzlich beginnt bei mir die Ausbildung zum Agilityhund genau dann, wenn mein Welpe bei mir einzieht. Dabei sind noch lange keine Geräte im Spiel aber ich lege die ersten Grundsteine für die spätere Ausbildung. Ein guter Agilityhund braucht viele Eigenschaften wie Fokus, Koordination, Körpergefühl, Balance, Spieltrieb, Impulskontrolle und vor allem eine gute Bindung zu seinem Hundeführer, denn wenn Hund und Mensch als Team nicht funktionieren, klappt es auch nicht im Parcours. Im Welpenalter trainiere ich also Fokus und Spieltrieb durch verschiedene Spiele mit Zergeln und anderen Spielzeugen, wodurch ich zugleich auch die Bindung zwischen mir und meinem Hund stärke. Hierbei bevorzuge ich das gemeinsame Spiel mit meinem Hund, also kein stumpfes Bällchen werfen sondern gemeinsames Zergeln, Wettrennen zu einem Spielzeug und erste Apportierübungen. Außerdem arbeite ich an Koordination, Balance und Körpergefühl durch die verschiedensten Arten von Tricks (z.B. Pfoten einzeln heben, Gegenstände berühren, mit den Hinterbeinen auf eine Erhöhung steigen und vieles mehr) und Balanceübungen (z.B. auf Baumstämmen balancieren, Cavalettiarbeit, Übungen mit Balancekissen…). Eine weitere wichtige Eigenschaft für einen Agilityhund ist die sogenannte Impulskontrolle. Natürlich möchte man einen Hund, der schnell und mit viel Trieb durch den Parcours rennt, aber wenn dein Hund sich dabei nicht kontrollieren und auch mal zurücknehmen kann, hast du an vielen Stellen keine Chance. Das einfachste Beispiel ist das liegen bleiben am Start. Mit einem Hund der ständig einen Frühstart macht hat man in vielen Parcours schon am Anfang keine Möglichkeit mehr auf einen fehlerfreien Lauf. Die Impulskontrolle kannst du immer wieder im Alltag trainieren, indem du beispielsweise ein Spielzeug vor deinem Hund hin und her bewegst und er erst dann damit spielen darf, wenn er sich zurückgenommen und einen Moment ruhig geblieben ist. Ziel ist es, dass dein Hund irgendwann entspannt im Platz liegen bleibt auch wenn um ihn herum Spielzeuge geworfen werden, andere Hunde spielen oder du selbst dich bewegst.
Neben all diesen Grundlagen beginnt natürlich irgendwann auch die Gerätearbeit. Hier gehen die Meinungen sehr stark auseinander. Während die einen ihre Hunde schon im frühen Welpenalter an Tunnel gewöhnen, starten andere erst mit über 10 Monaten. Ich habe bei Kurt mit ca. 8 Monaten mit der Arbeit an Geräten begonnen, allerdings nur mit Tunneln und Auslegern ohne Stange. Mit 10 Monaten kam dann langsam der Slalom als Gasse hinzu. Springen, der geschlossene Slalom und die kompletten Kontaktzonengeräte sollten nicht trainiert werden, bevor dein Hund mindestens 1 Jahr alt ist. Gerade bei großen Rassen empfehle ich mit dem Springen sogar noch etwas länger zu warten und die Sprunghöhe langsam zu steigern. Kurt ist mit einem Jahr ca. 30cm gesprungen, die volle Sprunghöhe von 60cm hatten wir dann mit fast 15 Monaten erreicht. Es ist auch so, dass jeder Hund sein eigenes Entwicklungstempo hat und damit meine ich nicht nur die körperliche Entwicklung (große Rassen brauchen hier deutlich länger als kleine Rassen), sondern auch die geistige Entwicklung. Im Nachhinein denke ich, dass ich mir bei Kurt sogar noch etwas mehr Zeit mit allem hätte lassen sollen, denn er hat erst sehr spät begonnen wirklich erwachsen zu werden und ist es auch jetzt mit zwei Jahren noch nicht wirklich. Alles in allem solltest du einfach auf dein Bauchgefühl hören und deinen Hund genau beobachten. Wenn du merkst, dass er sich noch nicht lange konzentrieren kann und schnell einen Fehler macht, dann warte noch ein wenig mit dem Training oder mache es ihm einfacher. Denke daran, dass ihr alle Zeit der Welt habt und vergleiche dich nicht zu sehr mit anderen. Jedes Team entwickelt sich auf seine eigene Art und Weise und ich erlebe oft, dass die Hunde, die am Anfang länger brauchen die anderen später ganz schnell einholen.
Wo beginne ich denn überhaupt? – Wie du den richtigen Verein findest

Auch wenn du viele Grundlagen für Agility Zuhause und ohne viel Equipment trainieren kannst, so kommt man auf kurz oder lang nicht darum herum sich einen geeigneten Hundeplatz zu suchen, um dort am Agilitytraining teilzunehmen. Die erste Anlaufstelle sind hier in der Regel die zahlreichen Hundesportvereine. Das ist insgesamt praktisch, denn da die Trainer meistens ehrenamtlich tätig sind kostet das Training nicht allzu viel und außerdem benötigt man früher oder später ja sowieso einen Verein um an Turnieren teilnehmen zu können. Nun ist es so, dass Agility, wie bereits im letzten Beitrag erläutert, ein Sport ist, der sich aktuell rasant weiterentwickelt. Leider sind viele Vereine während dieser Entwicklung irgendwo hängen geblieben und oft nicht auf dem aktuellsten Stand was Training und Gerätesicherheit angeht. Hinzu kommt, dass die meisten erfolgreichen Sportler sich auf kurz oder lang aus den Vereinen zurückziehen und privates Training anbieten. Das findet häufig in komfortablen (teilweise sogar beheizten) Hallen mit modernen Geräten und Kunstrasen statt. Dieses Training ist in Bezug auf seine Qualität dem Training in den meisten Vereinen deutlich überlegen, aber natürlich auch um einiges teurer. Hinzu kommt, dass die meisten Trainer lange Wartelisten haben und Anfängertraining gar nicht erst angeboten wird. Wenn du also erst einmal testen möchtest, ob Agility überhaupt etwas für dich und deinen Hund ist, macht es Sinn sich einmal die Hundesportvereine in deiner Nähe anzuschauen. In der Regel gibt es auf den Homepages der verschiedenen Verbände (z.B. beim DVG – Deutscher Verband der Gebrauchshundesportvereine) Suchmaschinen, die einem alle Vereine in der Nähe anzeigen, die Agility anbieten. Über die Homepages der Vereine kannst du dir einen ersten Eindruck verschaffen, allerdings sind diese oft nicht aktuell, sodass es am sinnvollsten ist Kontakt aufzunehmen und einen Termin für ein Probetraining zu vereinbaren.
Wenn der Tag des Probetrainings gekommen ist, habe ich hier einmal ein paar Aspekte, an denen du dich orientieren kannst um zu entscheiden, ob es sich um eher gutes oder eher schlechtes Training handelt:
- Der Trainer hat eine positive Grundeinstellung, er arbeitet mit positiver Verstärkung mit Hilfe von Spielzeug und Futter
- Der Trainer geht auf seine Schüler individuell ein, bespricht mit ihnen was nicht geklappt hat und weshalb nicht, lobt aber auch wenn etwas gut funktioniert hat
- Der Trainer ist bei der Sache, er steht nicht irgendwo am Rand und trinkt Kaffee oder raucht während seine Schüler auf dem Platz ihr Ding durchziehen
- Im Idealfall hat der Trainer selbst schon länger Erfahrung mit Agility und verschiedene Hunde im Turnier und Training geführt
- Die Agilitygeräte sind modern und sicher: Beispielsweise kein Metall oder Säcke mit großen Schlaufen als Befestigung für die Tunnel, ausreichende Befestigung der Tunnel, Kontaktzonengeräte aus Aluminium mit rutschfester Lauffläche, insgesamt sind sollten die Geräte gut gepflegt und weder kaputt noch wackelig sein.
- Der Trainer nimmt sich Zeit um dir Agility näher zu erklären. Er erklärt dir wie Kontaktzonen funktionieren, was der Unterschied zwischen einem belgischen und einem französischen Wechsel ist, wie der Hund richtig in den Slalom einfädelt und kann insgesamt auf deine Fragen eingehen
- Die einzelnen Geräte werden langsam und nach modernen Methoden ausgebildet (kein Durchführen mit einem Leckerlie am Slalom, sondern beispielsweise der Aufbau mit der Gasse, eine strukturierte Ausbildung an den Kontaktzonen wie z.B. 2on/2off). Ein Trainer bei dem du innerhalb von wenigen Trainingsstunden einen Parcours mit allen Geräten laufen sollst, ist kein guter Trainer!
- Das wichtigste zum Schluss: Du und dein Hund müssen sich wohl fühlen. Wenn du schon nach wenigen Stunden mit einem mulmigen Gefühl zum Training gehst, weil du das Gefühl hast, dass Beate und Martina sich wieder über dich lustig machen, weil du etwas noch nicht kannst oder irgendwie nie richtig trainiert wird, weil alle ständig Kaffee trinken und du aber lieber etwas lernen möchtest, dann solltest du dich woanders umsehen.
Die Suche nach einem guten Verein ist leider wirklich nicht leicht, aber ich kann dir nur empfehlen dir mit der Suche Zeit zu lassen und einen Trainer zu finden, der dich und deinen Hund von Anfang an ordentlich ausbildet. Die Fehler, die am Anfang in der Ausbildung gemacht werden sind leider später schwer wieder auszubügeln. Wenn du nach den ersten Stunden merkst, dass du wirklich Spaß an diesem Sport hast, dann kann ich dir auch nur einen von zahlreichen Online-Kursen im Bereich Agility empfehlen. Hier lernst du gemeinsam mit deinem Hund und erfahrenen Trainern worauf es beim Agility wirklich ankommt.
Beitragsfoto: Katharina Gron