Ein span­nen­des Thema, das uns die letz­ten Monate beglei­tet hat war die Begleithundeprüfung (BH). Diese Prüfung ist in Deutschland Pflicht um auf offi­zi­el­len Turnieren im Agility, aber auch in ande­ren Sportarten teil­neh­men zu dür­fen. Leider ist das zu lau­fen­de Schema sehr ver­al­tet und stellt vie­le Mensch-Hund-Teams vor eine gro­ße Herausforderung. Ich möch­te euch ein wenig davon erzäh­len, wie Kurt und ich uns auf die Prüfung vor­be­rei­tet haben und euch so viel­leicht ein paar hilf­rei­che Tipps für eure eige­ne BH mit auf den Weg geben.

Jeder Hund ist anders und so stellt auch jeder Hund sei­nen Besitzer vor neue Probleme und Schwierigkeiten. Während Nala sehr viel Spaß an der Unterordnung hat und immer voll bei der Sache ist, fand Kurt meis­tens alles ande­re inter­es­san­ter als brav bei Fuß zu lau­fen. Seine Konzentration reich­te meist nur für weni­ge Schritte, sobald er ande­re Hunde sah ver­fiel er in ein Hüteverhalten und Ruhe ist ja für ihn ohne­hin ein Fremdwort. Wir hat­ten also viel Arbeit vor uns, aber auch ein tol­les Team von Trainern um uns, die mir unheim­lich viel bei­brin­gen konn­ten. Aber schau­en wir uns doch ein­mal ver­schie­de­ne Elemente der Begleithundeprüfung näher an.

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Die Ablage

Die minu­ten­lan­ge Ablage, in der ich mei­nen Hund nicht anschau­en oder anspre­chen darf, berei­tet vie­len Bauchschmerzen. Dabei kann man bereits im Welpenalter die ers­ten Grundlagen trai­nie­ren, damit der Hund lernt lie­gen zu blei­ben, sogar wenn neben ihm ein ande­rer Hund abge­ru­fen wird. Das wich­tigs­te Stichwort in Bezug auf die Ablage ist die Impulskontrolle. Euer Hund muss ler­nen sei­ne Impulse, also bei­spiels­wei­se dem Drang einem ande­ren Hund hin­ter­her zu lau­fen, zu wider­ste­hen. Dies fällt beson­ders sehr akti­ven Hunden nicht immer leicht, aber mit vie­len klei­nen Übungen kann ich auch dem unru­higs­ten Hund zei­gen, dass er sei­ne Triebe kon­trol­lie­ren kann. Mit Kurt habe ich bereits als Welpe ange­fan­gen an der Impulskontrolle zu arbei­ten. Angefangen damit, dass er auf mein „ok“ war­ten muss, bevor er sein Futter fres­sen darf oder dass her­un­ter­fal­len­des Essen nicht sofort inha­liert wer­den muss. Gemeinsam mit Nala haben wir dar­an gear­bei­tet, dass man ruhig lie­gen bleibt, wäh­rend ich mit einem ande­ren Hund spie­le, wobei wir hier die Bewegungsreize in klei­nen Schritten gestei­gert haben. Wir haben immer wie­der klei­ne Wartespiele in den Alltag inte­griert und das alles ohne ein „Platz und bleib“. Kurt hat als Welpe das Kommando „Decke“ ken­nen­ge­lernt, auf das er sich auf eine Decke legt und dort war­tet bis ich ihn mit dem Kommando „ok“ auf­lö­se. Nach und nach konn­ten wir die Zeit die er auf der Decke lag ver­grö­ßern bis nach und nach Bewegungsreize hin­zu­ka­men. Natürlich flog nicht direkt ein Spielzeug durch die Gegend, am Anfang habe ich es lang­sam hin­ge­legt und ihn dann mit „ok“ zum Spielzeug geschickt, bis ich irgend­wann vor sei­ner Nase mit Nala zer­geln konn­te. Kurt hat so spie­le­risch gelernt, dass man nicht jedem Reiz nach­ge­hen muss und man sich auch zurück hal­ten kann. Für die Prüfung muss­ten wir dann gar nicht mehr so viel trai­nie­ren.

Ein wei­te­rer Tipp für die Ablage: Bestätigt euren Hund immer wäh­rend er noch liegt und legt ihm das Leckerlie vor die Nase auf den Boden, anstatt aus der Hand zu füt­tern. Die Selfie-Kamera am Handy ist übri­gens auch noch einer mei­ner liebs­ten Übungshilfen, denn so kann ich mei­nen Hund beob­ach­ten obwohl ich ihm den Rücken zudre­he (alter­na­tiv tut es natür­lich auch ein Spiegel).

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Das Laufschema

Das fes­te Schema der Begleithundeprüfung weist lei­der vie­le Schwachstellen auf, ganz beson­ders schlimm fin­de ich die 50 Schritte gera­de­aus, die für Kurt der abso­lu­te Horror waren. Das stump­fe gera­de­aus gehen war für ihn ein­fach nur lang­wei­lig. Grundsätzlich habe ich das Fuß lau­fen mit dem soge­nann­ten Futtertreiben auf­ge­baut, das heißt ich hat­te Futter in der Hand und er muss­te mei­ner Hand fol­gen. Nach und nach ist die Hand dann immer wei­ter nach oben gewan­dert. Da Kurt das Fuß lau­fen immer sehr schnell lang­wei­lig wur­de und die Konzentration nach­ließ haben wir stump­fes gera­de­aus gehen so weit wie mög­lich ver­mie­den. Wir haben mit klei­nen Vierecken mit 5 Schritten ange­fan­gen (5 Schritte gera­de­aus, Linkswende, 5 Schritte gera­de­aus, Linkswende usw.). Nach und nach haben wir die Schritte auf 10 bzw. 15 erhöht. Weiter haben wir vie­le Kehrtwenden und 90 Grad Winkel ein­ge­baut, um das Laufen abwechs­lungs­reich zu gestal­ten. Lauft auf kei­nen Fall zu oft ein­fach nur das Schema ab, das wird euren Hund nur lang­wei­len, 2–3 Mal das kom­plet­te Schema mit eurem Hund zu lau­fen reicht voll­kom­men aus. Wenn ihr es für euch üben wollt, lauft es ein­fach mehr­mals ohne Hund, das hilft enorm. Trainiert auch lie­ber jeden Tag für ein paar Minuten, statt zwei Mal die Woche für eine hal­be Stunde. Kurze und kna­cki­ge Einheiten sind viel effek­ti­ver als nur ein­mal die Woche auf dem Hundeplatz zu trai­nie­ren.

Ein guter Trainer mit einem Auge für eure Körpersprache ist Gold wert. Viele Fehler kom­men von einer fal­schen Körperhaltung, die eurem Hund die fal­schen Signale sen­det. Hier reicht es oft wenn jemand ein- oder zwei­mal schaut und euch Tipps geben kann.

Ein wei­te­res Problem, dass ich bei Kurt hat­te war sei­ne Fixiertheit auf ande­re Hunde. Hier haben wir sehr viel trai­niert, dass er den Fokus auf mich rich­tet. Dazu habe ich mich mit eini­ger Distanz an den Hundeplatz gestellt, auf dem ande­re mit ihren Hunden gear­bei­tet haben. Nun habe ich jeden Blick zu mir belohnt und ihn direkt danach mit dem Kommando „Geh gucken“ das Zuschauen erlaubt und ihn damit noch ein­mal belohnt. Nach ein paar Sekunden, in denen er zuschau­en durf­te, habe ich ihn wie­der auf mich auf­merk­sam gemacht und erneut den Blick zu mir belohnt. Bereits nach kur­zer Zeit hat er ange­fan­gen sei­ne Aufmerksamkeit von sich aus auf mich zu len­ken und spä­ter dann gar nicht mehr „gucken“ zu gehen, son­dern ein­fach bei mir zu blei­ben. Mit der Zeit konn­ten wir immer näher an die arbei­ten­den Hunde her­an gehen. Dieses Training hat uns sehr dabei gehol­fen, dass er den Fokus mehr auf mich lenkt, statt nur sei­ne Umgebung wahr­zu­neh­men.

Weitere Tipps für das Schema: Schaut euren Hund sowohl bei der Sitzübung als auch beim Abrufen nicht direkt an, schaut lie­ber über sei­nen Kopf hin­weg wenn ihr (bei der Sitzübung) zu ihm zurück­geht. Viele Hunde haben den Drang irgend­et­was zu tun, sobald sie ange­schaut wer­den. Lauft das Schema ohne Hund, so könnt ihr euch nur auf den Ablauf kon­zen­trie­ren und übt es am bes­ten min­des­tens ein­mal auf dem Platz, auf dem ihr die Prüfung lauft. So könnt ihr euch schon ein­mal Orientierungspunkte über­le­gen. Denkt auf jeden Fall dar­an bei jeder Grundstellung den Richter anzu­schau­en und auf sein ok zum Weiterlaufen zu war­ten, eben­so denkt an das „Gruppe dan­ke“ nach der Gruppe.

Der Straßenteil

„Im Straßenteil ist ja noch kei­ner durch­ge­fal­len“ – Das hört man meis­tens wenn man über die BH spricht. Ich muss sagen, dass ich es per­sön­lich auch noch nicht erlebt habe, dass jemand die­sen Teil nicht bestan­den hat, trotz­dem soll­tet ihr euch auch auf die­sen Part vor­be­rei­ten. Ein gut sozia­li­sier­ter Hund hat mit die­sem Teil der Prüfung eigent­lich kei­ne Probleme. Geht also bereits mit eurem Welpen raus in die wei­te Welt, zeigt ihm die Stadt, Supermarktparkplätze und ermög­licht ihm (kon­trol­lier­ten!!) Kontakt zu ande­ren Hunden, am bes­ten in einer gut orga­ni­sier­ten Welpengruppe. Trainiert auch mal das Anbinden vor einem Geschäft und ent­fernt euch aus der Sichtweite eures Hundes (am bes­ten mit einer zwei­ten Person, die euren Hund noch im Blick hat). Und das aller­wich­tigs­te: Packt euch bei der Prüfung Kotbeutel in die Tasche. Tatsächlich fal­len die meis­ten näm­lich durch die­sen Teil der Prüfung, weil der Hund sich löst und der Besitzer es nicht weg mach.

Das waren nun unse­re Erfahrungen zum Thema Begleithundeprüfung. Natürlich ist jeder Hund anders und viel­leicht habt ihr mit ganz ande­ren Problemen zu kämp­fen als wir, aber ich glau­be, dass jeder die­se Prüfung schaf­fen kann. Mein bes­ter Tipp ist ein guter Trainer. Ohne die Hilfe von mei­nem Trainerteam hät­ten wir die Prüfung wohl nicht beim ers­ten Mal bestan­den. Für mich bedeu­tet gutes Training Einzeltraining und kein Training in einer gro­ßen Gruppe. Der Trainer soll­te sich auf eure spe­zi­el­len Probleme ein­stel­len und nach Lösungsmöglichkeiten suchen, die für euch und euren Hund rich­tig sind. Dabei ist mir klein­schrit­ti­ges Vorgehen, posi­ti­ve Bestärkung und Motivation ganz beson­ders wich­tig. Schaut am bes­ten Mal nach Vereinen, die im THS oder Obedience aktiv sind. Die Trainer dort haben meist viel Erfahrung in der Unterordnung mit ver­schie­de­nen Hunden.

Wichtig: Dieser Beitrag bezieht sich auf die Prüfungsordnung, die im April 2018 aktu­ell war. Die Regelungen könn­ten sich inzwi­schen geän­dert haben.

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